Gründung

Eine Gruppe gründen?

Vielleicht hast du schon mit dem Gedanken gespielt, eine Gruppe zu gründen, weil es in der Nähe keine Gruppen gibt oder weil sie nicht zu dir passen. Gut! Denn wir möchten dir Mut machen.

Vielleicht hast du den Gedanken aber auch wieder verworfen; weil du es dir nicht zutraust oder weil du nicht weißt, wie man es anstellt. Gut! Denn man sollte sich seinen Bedenken offen stellen. Richtig ist:

  • Der Aufbau einer Gruppe braucht Zeit, Geduld und Mut. Das alles musst du aufbringen.
  • Nicht immer findet man in der  Familie oder bei Bekannten den nötigen Rückhalt.
  • In eine Gruppe gehen Menschen mit Problemen. Du wirst dich also zusätzlich zu deinen auch noch mit den Problemen anderer beschäftigen müssen.

Denk aber bitte auch daran:

Eine "Gruppe gründen" hört sich an wie einen "Verein gründen" und klingt  ziemlich verantwortungsvoll. Aber eigentlich ist es einfacher: Es geht darum, Leute zu finden, die sich an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit treffen, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Das klingt doch leichter und ist der Sache angemessener.

Aller Anfang ist schwer. Oder anders formuliert: Wenn man erst einmal angefangen hat, dann läuft’s auch. Wer Bedenken in den Vordergrund stellt, lässt sich schnell entmutigen. Er gibt auf, bevor er es überhaupt versucht hat. Wenn die Gruppe läuft, hat man etwas geschaffen, worauf man stolz sein kann.

Überleg in Ruhe und lass dich nicht in eine Richtung drängen. Egal wie die Entscheidung ausfällt, nur dein persönlicher Entschluss zählt.

Wie gehe ich vor?

Gleichgesinnte finden

Wenn dein Entschluss feststeht, solltest du zunächst überlegen, wie du andere Menschen findest, die in ähnlicher Weise betroffen sind. Sehr gut funktioniert das in der Regel, wenn man:

  • sich im Bekanntenkreis umhört,
  • bei Beratungs- oder Selbsthilfe-Kontaktstellen nach Interessenten fragt,
  • Zettel in Arztpraxen, Kliniken, Apotheken, Beratungsstellen, Ämtern o. a. auslegt (z. B. “Ich bin .... Wem geht es genau so? Ich möchte mich mit anderen treffen und gemeinsam reden ...”) und / oder
  • Anzeigen in Zeitungen aufgibt.

Das erste Treffen

Wenn du Interessierte gefunden hast, setz dich mit ihnen an einem Ort zusammen, an dem man ungestört reden kann. Wenn nötig, trefft euch auch mehrmals. Lasst euch Zeit und überstürzt nichts. Folgenden Fragen solltet ihr klären:

Was wollen wir?

Wer soll mitmachen dürfen: nur Betroffene oder auch Angehörige und Bekannte?

Wie viele sollen mitmachen? (Bei mehr als 12 Mitgliedern wird es für eine Gesprächsgruppe schwierig, denn dann kommen nicht mehr alle ausreichend zu Wort und nicht alle hören aufmerksam zu)

Wann treffen wir uns, wie lange und in welchen Zeitabständen? (Viele Selbsthilfegruppen bevorzugen vierzehntägliche Treffen mit eineinhalb- bis zweistündiger Dauer, unter der Woche)

Bleiben die Gruppenmitglieder anonym oder sollen sie sich in Listen eintragen? Werden private Telefonnummern ausgetauscht?

Sollen sich die Mitglieder duzen oder siezen?

Wo treffen wir uns? (Räume findet man sehr häufig bei Beratungsstellen oder in Bürgerhäusern)

Was müssen wir als nächstes unternehmen?

Die Gruppe "lernt laufen"

Nach anfänglichen Berührungsängsten - die meist schnell vorbei sind - werdet ihr merken, dass die Gruppe ins Laufen kommt. Man hat eine gemeinsame Aufgabe, und es geht voran. Aber: die nächsten Hürden warten:

Es gibt erste Auseinandersetzungen darüber, wer wie viel für die Gruppe tut oder tun soll; wer in der Gruppe das “große Wort führt” und wer nicht: Damit wird die Rollenverteilung in der Gruppe ausgefochten.

Wenn alle organisatorischen Aufgaben erfüllt sind, ist die Luft ein wenig heraus; die Mitglieder kennen sich inzwischen und der Reiz des Neuen ist verfolgen.

Die inhaltliche Arbeit läuft nicht richtig an: Einige Mitglieder schrecken davor zurück, sich zu offenbaren. Sie finden, die Gruppe “gehe zu tief”. Andere empfinden genau das Gegenteil. Es kommt zu Konflikten darüber, wie die Gruppe “richtig” arbeiten soll.

Offen gesagt: in dieser Phase kann die Frustration der Mitglieder sehr groß werden. Möglicherweise wird die Gruppe in Frage gestellt oder es kommt zu Austritten - auch zu solchen im Streit.

Aber: In den Auseinandersetzungen findet die Gruppe den Konsens darüber, wie sie arbeiten will und wer zu ihr passt. Dass die, die den Konsens nicht teilen, gehen, ist normal. Am Ende der erfolgreich durchlaufenen Krisenphase ist die Gruppe arbeitsfähige und die Mitglieder stehen zu ihr.