Probleme

Braucht eine Selbsthilfegruppe Hilfe von außen?

Wo Menschen zusammen sind, gibt es Konflikte. Das ist auch in Selbsthilfegruppen so. Eine gut funktionierende Gruppe ist in der Lage, Konflikte sinnvoll zu bearbeiten und an ihnen zu wachsen.

Doch nicht immer fühlt sich eine Gruppe einer Situation gewachsen. Hilfe von außen kann nützen, wenn die Gruppe sich überfordert fühlt:

Außenstehende haben einen nüchterneren Blick auf Probleme, weil es nicht ihre sind. Sie sehen oft mehr als die Gruppenmitglieder.

Außenstehende zu fragen heißt, deren Erfahrungen zur Kenntnis zu nehmen und sie kreativ im Umgang mit eigenen Problemen zu verarbeiten.

Außenstehenden gesteht man eher Neutralität zu als Gruppenmitgliedern.

Wenn ihr euch für Hilfe von außen entscheidet, solltet ihr folgendes beachten:

  • Kopiert keine fremden Lösungen, sondern seht die Erfahrungen anderer als Anregung für eigene Lösungen.
  • Macht euch nicht von äußerer Hilfe abhängig. Sie kann zwar wertvoll sein, aber sie ist auch bequem: Wenn man nicht aufpasst, kann man schnell die Unabhängigkeit verlieren.
  • Ihr entscheidet, an wen ihr euch wendet und welche Hilfen ihr annehmt. Scheut euch nicht, Hilfe abzulehnen, wenn ihr selbständig weiterkommen wollt.
  • Ihr wisst am besten, was euch nützt. Überlegt, welche Hilfe ihr braucht und wollt und sucht dann die geeignete Hilfe.
  • Ihr seid niemandem verantwortlich - nur euch selbst. Was mit der Gruppe passiert, geht nur euch etwas an.

Wann kann Hilfe sinnvoll sein?

Es gibt eine Reihe von Entwicklungsphasen, in der Hilfe von außen besonders sinnvoll sein kann:

In der Anfangssituation

Die Anfangsphase ist meist von erhöhter Unsicherheit geprägt: die Mitglieder kennen sich noch nicht; die Gruppe ist ihnen noch nicht ans Herz gewachsen; die Arbeitsweise der Gruppe hat sich noch nicht eingespielt; die Mitglieder haben u. U. noch keine große Erfahrung mit Selbsthilfe. Zudem existiert in dieser Phase ein erhöhtes Konfliktpotential: Die Mitglieder versuchen ihren Platz in der Gruppe zu finden; es finden verborgene Machtkämpfe um die Führung in der Gruppe statt; es gibt Auseinandersetzungen um den “richtigen Weg” oder die “richtige Methode”.

In Phasen der Veränderung

Gruppen verändern sich. Das kann verschiedene Ursachen haben: die Zusammensetzung der Mitglieder wechselt, es kommen neue hinzu, alte gehen; die Mitgliederzahl wächst und die Kommunikation leidet darunter; es kann zu Spannungen zwischen Mitgliedern, die ihre Problematik mit Hilfe der Gruppe bewältigt haben, und den anderen kommen.

In Konfliktsituationen

Konflikte sind, wie überall im Leben, normal - auch in Gruppen. Sie sind sogar ein wichtiges Element, denn sie treiben die Entwicklung - der Gruppe und des einzelnen - voran. Es kann aber vorkommen, dass die Auseinandersetzung die Gruppe lahm legt. Dann nämlich, wenn die Kommunikation zwischen den Mitgliedern so gestört ist, dass eine bewusste und solidarische Konfliktbearbeitung unterbleibt.

Wer leistet Hilfe?

Grundsätzlich gibt es zwei Quellen der Hilfe:

Beratungseinrichtungen und berufliche Helfer

Eine Reihe von Einrichtungen steht Selbsthilfegruppen beratend zur Seite (Wohlfahrtsverbände, Sozialpsychiatrische Dienste, Krankenkassen, Beratungsstellen u. a.). Manche dieser Einrichtungen, wie Selbsthilfe-Koordinations- oder -kontaktstellen sind sogar auf die Beratung von Gruppen spezialisiert.

Daneben bietet eine Reihe beruflicher Helfer Gruppen ihre Zusammenarbeit an (Ärzte, Psychologen, Supervisoren, Moderaten etc.) Während Beratungseinrichtungen ihre Dienste in der Regel kostenlos anbieten, ist das bei beruflichen Helfern nicht immer der Fall.

Selbsthilfegruppen

Oft haben andere Gruppen ähnliche Probleme oder können Erfahrungen im Umgang mit bestimmten Situationen vorweisen. Aber selbst wenn das nicht der Fall ist, nützt der Kontakt nach außen: Er ist eine Möglichkeit, über den eigenen “Tellerrand” zu blicken und Zuspruch und Ermunterung zu erfahren.

Problemorientierte Zusammenkünfte oder gelegentliche Treffen sind geeignet, um sich auszutauschen. Besser sind regelmäßige Treffen. Sie sorgen für die nötige Konstanz und das nötige Vertrauen. Die Psychiatrie-Erfahrenen-Gruppen in Oberbayern treffen sich z. B. zweimal im Jahr, um Erfahrungen auszutauschen.