Arbeitsweise

Wer sitzt in einer Beschwerdestelle?

Die Beschwerdestelle Psychiatrie ist eine unabhängige Initiative der Selbsthilfe, die vom Bezirk Oberbayern gefördert wird.

Sie ist meist trialogisch besetzt: Das Team besteht aus Psychiatrie-Erfahrenen, Angehörigen psychisch Kranker und Vertretern der medizinischen Versorgung. In manchen Teams befinden sich auch bürgerschaftlich Engagierte.

Jedes Mitglied der Beschwerdestelle hat über die persönlichen Daten der Beteiligten strengstes Stillschweigen zu wahren und eine entsprechende Erklärung zu unterschreiben. Die Schweigepflicht gilt auch nach Ende der Mitarbeit in der Beschwerdestelle.

Wie eine Beschwerdestelle arbeitet

Man kann sich an die Beschwerdestelle per Brief, E-Mail oder Telefon wenden. Natürlich kann man auch direkt vorbei kommen (bitte Sprechzeiten beachten).

Neu eintreffende Beschwerden werden registriert und in regelmäßigen Abständen im Team beraten. Dabei werden die Beschwerdeführer nach Bedarf gehört.

Zunächst wird geprüft, ob die Beschwerdestelle zuständig ist. Dann wird über die weitere Bearbeitung entschieden (annehmen, weitergeben oder ablehnen).

Anschließend wird festgelegt, wer aus dem Team die Bearbeitung verantwortlich übernimmt, zu welchem Ergebnis die Beschwerde führen soll und innerhalb welchen Zeitraums sie abzuschließen ist.

Die Beschwerdestelle vereinbart mit dem Beschwerdeführer und dem Beschwerdegegner, welche Aktivitäten (klärendes Gespräch, Ortstermin, Briefkontakt, etc.) aufgenommen werden, wer daran teilnimmt und wann und wo die weitere Bearbeitung erfolgt.

Mit wem arbeitet eine Beschwerdestelle zusammen?

Die meisten Beschwerdestellen sind Mitglied im regionalen Gemeinde-psychiatrischen Verbund (GPV) und erhalten so ständig Informationen über

  • Änderungen in der regionalen psychiatrischen Versorgungslandschaft,
  • Ansprechpartner der Einrichtungen und Behörden,
  • Gesetzesänderungen etc.

Bei Bedarf werden auch externe Stellen hinzugezogen wie

  • neutrale Mediatoren,
  • Juristen oder Schöffen,
  • Ärzte und Therapeuten,
  • Vertreter des Gesundheitsamtes,
  • Heimbeiräte, Heimaufsichten,
  • Patientenfürsprecher,
  • Weißer Ring oder
  • Gesundheitsämter.

Überschneidet sich die Zuständigkeit mit einer anderen regionalen Beschwerdestelle (z. B. für Pflege-Patienten), werden die Beschwerden gemeinsam bearbeitet. Außerdem findet ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch statt.

Die - meist ehrenamtlichen - Mitarbeiter der Beschwerdestellen nehmen regelmäßig an Supervisionen (um die Belastungen aus der Arbeit abzubauen) und Fortbildungen teil. Sie halten Kontakt zu anderen Beschwerdestellen bzw. überregionalen Verbänden und haben so Gelegenheit, über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen und ihre Kompetenzen zu erweitern.

Standpunkte

Beschwerden sind nicht immer einfach ...

Kritik zu ertragen, gelingt nicht immer. Manchmal kratzt ein kritisches Wort gehörig am Selbstbewusstsein oder wird als rufschädigend empfunden. Trotzdem müssen wir einfordern, dass unsere berechtigten Zweifel ernst genommen werden.

Beschwerdestellen

sind eine wichtige Einrichtung: nicht nur für Menschen, die ein Beschwerde-Anliegen haben, sondern auch für die Einrichtungen, denen die Beschwerde gilt. Beschwerden an die richtige Stelle zu bringen und Abhilfe zu schaffen, beseitigt  Mängel und hebt die Qualität der Hilfeleistungen.

Beschwerdestellen

treten als Makler zwischen dem Beschwerdeführer und der Einrichtung, der die Beschwerde gilt, auf. Dies sollten alle Einrichtungen erkennen und akzeptieren und den Dialog der Beteiligten fördern.

Beschwerdestellen

wollen alle Menschen, die schlechte Erfahrungen mit der psychiatrischen Versorgung gemacht haben, ermuntern, dies nicht stillschweigend hinzunehmen. Nach der Devise „Wehrt euch – beschwert euch“ sollten sie bestrebt sein, Wiedergutmachung zu erfahren und verhindern, dass sich die schlechten Erfahrungen wiederholen!