Selbsthilfe

Selbsthilfe heißt: sich nicht treiben lassen. Selbsthilfe heißt: sich einbringen.

Was ist Selbsthilfe?

Fragen sie sich: Was kann ich tun? Denken sie: Ja, ich kann etwas tun? Dann sind sie auf dem Weg zur Selbsthilfe.

Selbsthilfe ist eine Form der Hilfe, bei der nicht Berater mit fachlicher Ausbildung (Ärzte, Psychologen, Sozialpädagogen etc.) den Ton angeben, sondern Betroffene. Selbsthilfe gibt es als Beratungsgespräch durch erfahrene Betroffene (Peers) und als Selbsthilfegruppe. Der Reiz der Selbsthilfe besteht darin, Menschen zu treffen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben; die also verstehen, wie es einem geht. In der Regel findet man auch Menschen, die wissen, was ihnen geholfen hat. Von ihren Erfahrungen kann man lernen.

Wenn sie in eine Gruppe gehen möchten: Sie finden eine Liste mit Selbsthilfegruppen auf unserer Seite. Oder sie fragen, wo die nächste Gruppe zu finden ist.

Übrigens: Selbsthilfe und professionelle Hilfe schließen sich nicht aus. Meist ergänzen sie sich gut.

Wenn sie in eine Gruppe gehen, werden sie merken, dass sie Anregungen aber keine fertige Gebrauchsanweisung erhalten. Sie bekommen quasi Material und Werkzeug, aber keinen Fachmann, der für sie eine Lösung zimmert. Das würde auch gar nicht funktionieren, denn nur sie wissen letztlich, was ihnen für ihr Leben hilft. Sie müssen das – mit Hilfe der Gruppe – herausfinden und umsetzen.

Wenn sie sich sicher sind, dass sich nichts ändert, dass sie nichts tun können oder dass nur ein Fachmann helfen kann, sind sie in der Selbsthilfe wahrscheinlich nicht gut aufgehoben. Wenn sie das aber nicht sind, liegen sie mit der Selbsthilfe nicht verkehrt. Einen Versuch ist sie dann wert.

Wie läuft eine Gesprächsgruppe ab?

Zu hören, was andere erlebt haben, bereichert. Erfahrungen auszutauschen hilft. Genau das passiert in einer Selbsthilfegruppe.

Meistens sitzen die Mitglieder im Stuhlkreis oder um einen Tisch. In der Regel startet das Treffen mit einem „Blitzlicht“: Wer möchte, sagt, was ihn bewegt oder belastet und was er ansprechen möchte.

Danach steigt die Gruppe in ein Thema ein oder bespricht ein Problem, das ein jemand vorbringt. Themen sind z. B. Medikation, Erfahrungen mit Therapien oder Angehörigen, gewaltfreie Kommunikation.

Jeder kann seine Meinung sagen, aber auch schweigen. Jeder kann seine Schlüsse ziehen und sich herausnehmen, was ihn weiter bringt. Es gilt: Was in der Gruppe besprochen wird, bleibt dort. Nichts wird nach außen getragen.

Wer leitet eine Selbsthilfegruppe?

In Selbsthilfegruppen ist es wie in Vereinen: Die Mitglieder organisieren sich selbst.

Selbsthilfegruppen haben keinen fachlichen Leiter. Sie leiten sich selbst. Meist übernimmt das ein erfahrenes Mitglied. Oder mehrere Mitglieder teilen sich die Aufgabe und wechseln sich ab. Der Leiter oder die Leiterin kümmert sich um den Rahmen (Zeit, Ort etc.) und die Einhaltung der Gesprächsregeln. Für alles andere sind die Gruppenmitglieder verantwortlich.

Ist Selbsthilfe etwas für mich?

Das können nur sie beantworten: Verlassen sie sich auf ihr Gefühl: Was ihnen hilft, das hilft.

Der Satz "Jede(r) ist anders" stimmt hier ganz besonders. Deshalb hilft nur ausprobieren. Lassen sie sich aber Zeit. Erst nach einer gewissen Zeitspanne merken sie, was sie davon haben. Falls sie unten stehende Fragen überwiegend mit Ja beantworten, könnte Selbsthilfe zu ihnen passen:

  • Ich möchte unter Menschen sein
  • Ich kann über persönliche Probleme sprechen
  • Ich lasse mir den “Spiegel vorhalten”
  • Ich kann und will etwas tun, damit es mir besser geht
  • Ich kann etwas anfangen mit dem, was andere sagen
  • Ich kann Gefühle und Konflikte aushalten
  • Ich bin bereit, regelmäßig hinzugehen

Wie finde ich eine Selbsthilfegruppe in der Nähe?

Am einfachsten ist es, die Gruppenliste auf unserer Webseite zu nutzen. Auf Wunsch vermitteln wir den Kontakt zur gewünschten Gruppe.

Wir halten zu möglichst vielen Selbsthilfegruppen in Oberbayern Kontakt und nehmen sie in unsere Gruppenliste auf. Weitere Gruppen in ihrer Nähe können sie im Internet finden oder wenn sie sich an den Sozialpsychiatrischen Dienst in ihrer Nähe wenden. Bei Fragen helfen wir gerne.

Gibt es Alternativen zur Gesprächsgruppe?

Es gibt viele Formen zur Selbsterkenntnis. Finden sie heraus, welche zu ihnen passt.

Manche Gruppen verfolgen ein bestimmtes Thema oder Programm: Malen oder (meditative) Bewegung zum Beispiel. Oder die Gruppe trifft sich, um etwas zu unternehmen. Viele Gruppen haben ein gemischtes Angebot.

Bei diesen Gruppen steht natürlich das Programm im Vordergrund. Das macht es oft leichter, weil man sich an etwas halten kann. Andererseits kann ein Programm einengen. Welche Form die richtige ist, muss jeder für sich herausfinden.

Junge Betroffene nutzen oft Internet-Foren, weil sie sich dort heimischer fühlen.

Sollte ich mich beraten lassen?

Wenn ihnen das Gespräch unter vier Augen eher liegt: Auch dafür gibt es in der Selbsthilfe ein Angebot.

Beratungsgespräche finden unter "vier Augen" statt. Ein erfahrener Betroffener stellt sich den Fragen und bespricht Problem und Lösungsmöglichkeiten. Für viele ist es oft einfacher, ein persönliches Gespräch zu führen, als in einer Gruppe ein Problem auszubreiten. Falls sie das Gefühl haben, im Zweiergespräch weiter zu kommen, sollten sie ein Beratungsgespräch vereinbaren.

Andererseits kann eine Gruppe mehr Perspektiven und Ideen einbringen. Sind sie sich nicht sicher, ob der Besuch einer Selbsthilfegruppe sinnvoll ist, sollten sie das Gespräch mit dem / der Gruppensprecher (in) suchen.