Öffentlichkeitsarbeit

Warum wollen wir an die Öffentlichkeit gehen?

Bevor ihr an die Öffentlichkeit geht, solltet ihr euch fragen, warum ihr das tun wollt:

Geht es darum, neue Mitglieder für die Gruppe zu gewinnen?

Soll für eine Veranstaltung der Gruppe geworben werden?

Soll die Gruppe oder ihr Anliegen öffentlich bekannt gemacht werden?

Soll die Öffentlichkeit für eine bestimmte Problematik sensibilisiert werden?

Geht es um eine Kampagne für oder gegen bestimmte Zustände oder Maßnahmen?

Dann solltet ihr euch bewusst machen, was ihr erwartet bzw. was ihr erwarten könnt: überzogene Erwartungen führen zu Frustration und belasten die Atmosphäre in der Gruppe.

Wie erreicht man die Öffentlichkeit?

Gut ist, sich an Personen oder Einrichtungen zu wenden, die Kontakte vermitteln oder beim Schritt an die Öffentlichkeit helfen können. Es gibt mehrere Wege, um die Öffentlichkeit zu erreichen. Manche sind für bestimmte Zwecke besonders gut geeignet:

Mund-zu-Mund-Propaganda

Sie ist sehr gut, um neue Mitglieder zu gewinnen, weil Menschen gezielt und direkt angesprochen werden. Die Gruppenmitglieder können z. B. Menschen in ihrer Umgebung informieren.

Allerdings bedeutet das für die Gruppenmitglieder, dass sie sich “outen” müssen. Nicht immer ist das allen Mitgliedern recht.

Faltblätter und Plakate

Sie sind gut geeignet, um neue Mitglieder zu gewinnen. Dazu müssen sie an geeigneten Stellen platziert werden (Arztpraxen, Ämter, Gemeindehäuser, Krankenhäuser, Sozialpsychiatrische Dienste, Tagesstätten, Therapeutische Wohngemeinschaften etc.). Das Faltblatt oder Plakat kann mit der Gruppe werben, niemand aus der Gruppe muss sich persönlich offenbaren. Faltblätter bieten zudem den Vorteil, dass Interessenten es mit nach Hause nehmen und dort in Ruhe lesen können.

Anzeigen in Zeitungen

Über sie kann man ebenfalls sehr gut neue Mitglieder gewinnen. Im Veranstaltungskalender einer Zeitung sind die Anzeigen meist sogar kostenlos. Und man hat den Vorteil, dass die Anzeige regelmäßig erscheint und bei Bedarf aktualisiert werden kann.

Zeitungsartikel

Sie sind geeignet, um auf eine Veranstaltung oder Aktion und damit indirekt auf eine Gruppe oder auf eine bestimmte Problematik aufmerksam zu machen.

Allerdings ist der Aufwand größer. Der Kontakt zur Redaktion muss hergestellt und diese über das Vorhaben informiert werden. Zudem gelten für Medien bestimmte Bedingungen: Nachrichten müssen aktuell sein und einen gewissen Neuigkeitswert (in manchen Medien auch einen Sensationswert) haben.

Lokalradio und Lokalfernsehen

Für sie gilt, was über die Print-Medien gesagt wurde. Erschwerend kommt u. U. hinzu, dass sich ein Mitglied der Gruppe bereit erklären muss, an einem Interview oder einer Reportage teilzunehmen.

Informationsstand

Er kann dazu dienen, über eine Problematik zu informieren, ein Anliegen bekannt zu machen oder auch neue Mitglieder zu gewinnen. Er bietet Gelegenheit zum persönlichen Gespräch mit interessierten Menschen.

Ein Informationsstand braucht einen gewissen organisatorischen Vorlaufs (Tische, Faltblätter, Genehmigung etc.) und einen geeigneten Anlass. Zudem müssen Personen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Verzeichnisse

Wenn es darum geht, Kontaktadressen öffentlich zu machen, könnt ihr versuchen, in Verzeichnisse aufgenommen zu werden (Stadtführer, psychosozialer Wegweiser, Selbsthilfegruppen-Liste bei verschiedenen Einrichtungen etc.).Viele Verzeichnisse werden inzwischen online geführt.

Die Risiken bedenken ...

Der Gang an die Öffentlichkeit bleibt meist nicht ohne Rückwirkung auf die Gruppe. Es sollte klar sein:

Die Gruppe muss Zeit opfern für die Öffentlichkeitsarbeit. Diese fehlt u. U. für gruppeninterne Gespräche. Möglicherweise drängen sich auch die Probleme der Öffentlichkeitsarbeit in der Vordergrund - zulasten der Anliegen der Mitglieder.

Wenn jemand aus der Gruppe im Rampenlicht der Öffentlichkeit steht, kann das auf die Stimmung in der Gruppe drücken; plötzlich erscheint jemand wichtiger als der Rest.

Vielleicht ist die Gruppe auf einen Schlag mit vielen Anfragen auf Mitgliedschaft konfrontiert. Und der von der Gruppe benannte Ansprechpartner kann sich vor Anrufen nicht mehr retten.

Es gibt Medien und Journalisten, die Geschichten gerne sensationell aufmachen. Das Gruppenanliegen kann dadurch in der Öffentlichkeit verzerrt und entstellt werden.

Was könnt ihr gegen die Risiken der Öffentlichkeitsarbeit tun?

Bei aller Aktivität nach außen auf den Zusammenhalt der Gruppe achten und dafür sorgen, dass die normale Gruppenarbeit nicht darunter leidet.

Die Öffentlichkeitsarbeit auf mehrere Schultern verteilen.

Vorher festlegen, wie viele neue Mitglieder ihr aufnehmen wollt und könnt.

Vorher überlegen, ob ihr Namen, Telefonnummern und Bilder von Personen freigeben wollt.

Statt einer privaten Adresse oder Telefonnummer die einer Einrichtung angeben, die Anfragen an die Gruppe weiter leitet.

Darum bitten, ob ihr einen Presseartikel vor Erscheinen gegenlesen dürft.

Euch nicht zu viel zumuten und mit realistischen Erwartungen an die Sache herangehen. Auch keine falschen oder überzogenen Erwartungen an die Gruppe wecken.